Das Ruhrgebiet war in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eines der wichtigsten Zentren sozialrevolutionärer Arbeiterunruhen. Einen absoluten Höhepunkt dieser Klassenbewegungen markierte die Abwehr des rechtsradikalen Kapp-Putsches, die sich im Frühjahr 1920 zu einer ernsthaften Bedrohung der kapitalistischen Eigentumsordnung auswuchs. Von Dortmund bis Duisburg bildeten sich in zahlreichen Ruhrgebietsstädten Arbeitermilizen, die nicht nur den Putschisten das Handwerk legten, sondern deren Räte für einige Wochen auch die Kontrolle über Kommunalverwaltungen, Fabriken und Bergwerke übernahmen. Am Ende wurde die Zehntausende von Milizionär*innen umfassende Rote Ruhrarmee zwar von einem Verbund aus Regierungstruppen und faschistischen Freikorps besiegt und in einem regelrechten Blutbad ertränkt. Der Erinnerung an diesen dramatischen Versuch kollektiver Selbstbefreiung konnte aber nicht einmal durch den konterrevolutionären Terror völlig ausgelöscht werden.
Im Rahmen unserer Radtour besuchen wir Relikte und Schauplätze dieser historischen Klassenkämpfe, fragen uns aber auch, worin die Aktualität der damals zutage getretenen Herausforderungen besteht. Lässt sich chauvinistischer Freikorpsterror von damals mit der „toxischen Männlichkeit“ und den rechtsterroristischen Strukturen von heute vergleichen? Was unterscheidet heutige Sozialisierungsideen (etwa im Bereich des Wohnungsbaus) von historischen Vorläuferbewegungen? Und wie steht es heute um die historisch-politische Bewusstseinsbildung in Bezug auf Kapp-Putsch und Märzrevolution? Die Erinnerung an diese Kämpfe und auch an die Opfer aus den Reihen der Arbeiter:innenbewegung war lange Jahre – trotz aller parteipolitischen Spaltungen – ein wichtiger gemeinsamer Bezugspunkt.
Um Fragen wie diese beantworten zu können, werden wir vom Südosten des Ruhrgebiets aus seine nordwestlichen Ausläufer ansteuern, aber häufig Pausen einlegen und pro Tag nicht viel mehr als 40 Kilometer mit dem Rad zurücklegen. Unterwegs und an den Abenden soll schließlich genügend Zeit für Vorträge, Diskussionen auch mit externen Referent:innen, Reflexionen und andere politische Anregungen bleiben.
Wir besuchen Erinnerungsorte in Hagen, Witten, Wetter, Essen, Bottrop, Dienslaken und Wesel
Im Teilnahmebeitrag enthalten sind Unterkunft (5 Übernachtungen)t und Frühstück in der Jugendherberge; Bahnfahrten während der Tour; Eintrittsgelder, Vorträge, Rundgänge. Gepäck-Transfer zwischen den Herbergen.
Die An- und Abreise sind selbst zu zahlen und zu organisieren. Zudem fallen Kosten für Mittag- und Abendessen an.
Bildungsreise in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg
Dieses Seminar ist als Bildungsurlaub anerkannt.
Anmeldungen bitte an: post@rls-nrw.de
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.