Parolen Paroli
Mit Argumenten gegen rechtspopulistische Vorurteile - Handreichung für Multiplikator*innen
Das gesellschaftlich-politische Klima wird rauer. Politische Kultur und gesellschaftlicher Diskurs drohen zu verrohen, und zwar nicht nur in den sozialen Medien. Ressentiments und Alltagsrassismus dringen bis tief in die Mitte der Gesellschaft ein. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist in ihren unterschiedlichen Spielarten zunehmend gesellschaftsfähig geworden. Eine Kultur des „das wird man doch noch mal sagen dürfen…“, der kalkulierten Tabubrüche, breitet sich aus. Das politische Alltagsgespräch vollzieht sich oftmals auf Stammtischniveau. Menschen werden ausgegrenzt, Hass wird gesät.
Was tun? Als ein probates methodisch-didaktisches Mittel des Gegensteuerns gelten in der politischen Bildung seit längerer Zeit sogenannte Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen, die auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, platten Parolen, Vorurteilen, aber auch knallharten Ressentiments und Rassismus im Alltag, die Kraft des Argumentes entgegenzusetzen. Solche Trainings zielen in der Regel auf den Gewinn von Souveränität im Umgang mit fremdenfeindlichen Vorurteilen.
Das gemeinsame Projekt Parolen Paroli von Bergischer VHS Solingen/Wuppertal und Regionalbüro Arbeit & Leben Berg-Mark verfolgte das Ziel, die Argumentationsmöglichkeiten gegen rechten Populismus neu zu sortieren und damit aktualisierte Grundlagen der (politischen) Bildung zu schaffen, um daraus neue Angebote zur öffentlichen Sensibilisierung und Versachlichung der Debatte über strittige Fragen in den Themenfeldern „Flucht, Migration, Politik-Skepsis, Rechtspopulismus“ zu entwickeln. Denn: Erscheinungsbild, Auftreten, Vorurteilsstrukturen und das „Agenda-Setting“ des Rechtspopulismus haben sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt und wandeln sich weiter.
Dabei herausgekommen ist ein Bildungsbaustein aus theoretischer Reflexion und praktischer Gebrauchsanweisung. Die jetzt als Ergebnis präsentierten Handreichungen lassen sich vielfältig einsetzen: etwa für ein aktualisiertes Argumentationstraining, aber auch für andere Formate der Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus. Zum Beispiel als Grundlage für entsprechende Angebote etwa in Stadtteilen und –quartieren, Vereinen und Initiativen oder in kommunalen Verwaltungen. Mit anderen Worten: überall dort, wo Bedarf ist.
Die umfangreiche Broschüre Parolen Paroli diskutiert in einem ersten Schritt die zentralen Begriffe, die im Zusammenhang mit rechtspopulistischen Parolen eine wesentliche Rolle spielen. Dabei geht es vor allem um eine Klärung unseres Verständnisses von Vorurteilen und Stereotypen im Alltag sowie deren Zuspitzung und Instrumentalisierung für die Entwicklung von Feindbildern und die Diskriminierung von Menschen. Anschließend drehen sich die Überlegungen um den schillernden Begriff des „Populismus“, indem die Gemeinsamkeiten aktueller Fachdebatten aufgegriffen, Strukturen, Inhalte und Merkmale populistischer Denkmuster abgebildet und der Unterschied zwischen rechtem und linkem Populismus thematisiert wird.
Danach wird der Rechtspopulismus in Aktion gezeigt: Wie und wo argumentieren sogenannte Rechtspopulisten? Welche Methoden lassen sich identifizieren? Welche (Strick-)Muster bilden sich ab? Thema sind dann die (Stammtisch-)Parolen in aktuellen Versionen: Was verstehen wir unter rechten Parolen? Wo begegnet man ihnen im Alltag? Was zeichnet solche Parolen aus? Welchen Denkmustern folgen sie? Welche Kategorien lassen sich abbilden?
Aus diesen theoretischen Überlegungen resultieren dann die Vorschläge für geeignete Gegenstrategien anhand von Verhaltenstipps und ausgewählter Beispiele zur Übungen zielgerichteter Argumentation. Die Broschüre bietet im Praxisteil schließlich konkrete Handreichungen für die praktische Aneignung erfolgreicher Argumentations- und Verhaltensstrategien für unterschiedliche Zusammenhänge: insgesamt 15 Übungen, Planspiele, Rollenspiele, Simulationen, Diskussionsanreize etc. Präsentiert werden insbesondere solche Methoden, die sich in kurzer Zeit trainieren und zielsicher einsetzen lassen. Die Übungen beziehen sich dabei immer auf den theoretischen Teil und zwar als ein Wechsel von Sensibilisierung, Analyse und Argumentation. Verweise auf unterstützende Medien, Online-Ressourcen und geeignete Literatur runden das Paket ab.
Die Materialien wenden sich an alle, die selbst Argumentationstrainings durchführen wollen oder Anregungen und Unterstützung brauchen, sei es in der Bildungs-, Jugend- und Vereinsarbeit, in der Gemeinde oder im Stadtteil. Multiplikatoren und Multiplikatorinnen, die dort tätig sind, und andere Interessierte können sich an die Bergische VHS oder an das Regionalbüro Arbeit & Leben in Wuppertal wenden.
Dieses Projekt wurde im Rahmen des Programms "NRWeltoffen" durchgeführt.