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16.03.2025 14:30 / Wuppertal
Gedenkwanderung zum 80. Jahrestag des Burgholz-Massakers

Die Wanderung wird uns zum „Erinnerungsort Burgholz“ am Helena Matrosowa-Platz (Zimmerplatz) führen. Anschließend werden wir gemeinsam zum ehemaligen Massengrab gehen.

Bringen Sie Blumen mit!


Veranstalter:innen: Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.,


Einladung zur Gedenkwanderung

Vor 80 Jahren ermordeten Angehörige der Wuppertaler Kriminalpolizei und Gestapo 30 Zwangsarbeiter:innen aus der ehemaligen Sowjetunion und verscharrten sie in einem Massengrab in der Nähe des Schießstandes der Wuppertaler Polizei.

Der Zeuge Artur Hugendick berichtete von einem Zusammentreffen mit dem Kriminalbeamten Wilhelm Ober im Frühjahr 1945, der offensichtlich gerade von der Exekution zurückkam: „Ober trug an dem Tage die SD-Uniform. Dabei fragte ich ihn, wie er zu dieser Uniform käme, worauf er mir antwortete, sie hätten an dem fraglichen Tage im Burgholz mehrere Russen erschossen, woran auch er teilgenommen hätte. Hierbei äußerte er noch, dass das eine ganz prima Angelegenheit [sic] wäre, und am kommenden Dienstag würden weitere Erschießungen vorgenommen. Sofern ich Lust hätte, würde er mich dazu einladen. Ich habe dieses Ansinnen jedoch sofort abgelehnt, und wir haben über dieses Thema nicht weiter gesprochen.“

Die Täter wurden später von der britischen Militärjustiz in Hamburg im sog. Burgholz-Case verurteilt. Es wurden sechs Todesurteile ausgesprochen, die meisten Angeklagten wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Todesurteile wurden aber nicht vollstreckt, keiner der Täter war länger als sechs Jahre in Haft.
Von den Opfern, die exhumiert wurden und später auf Anweisung der Alliierten auf dem Schorfer Friedhof in Cronenberg bestattet wurden, wissen wir nur wenig. Nur der Name der ukrainischen Lehrerin Helena Matrosowa, ist bekannt.

Zum Hintergrund:

1944/1945 lag Wuppertal nach den alliierten Luftangriffen weitgehend in Trümmern. Viele Fabriken, aber auch Zwangsarbeiter-Lager waren völlig zerstört,
die Lebensbedingungen in Wuppertal wurden immer schlechter. In dieser Situation versuchten viele Zwangsarbeiter:innen in ihre Heimatländer
zu flüchten, oder sie tauchten in den Trümmerlandschaften unter. Die Untergetauchten schlossen sich häufig zusammen, um den Überlebenskampf besser bewältigen zu können. Da sie sich nicht offen zeigen konnten, waren sie gezwungen, Lebensmittel auf illegalem Weg – auf dem Schwarzmarkt oder durch Diebstähle – zu beschaffen.

Ab etwa 1943 bestand über den Widerstandskämpfer Karl Igstaedter ein fester Kontakt zu einer Gruppe sowjetischer Zwangsarbeiter, die im Lokal
„Schützengilde“ untergebracht war und auf dem Güterbahnhof Wichlinghausen Be- und Entladearbeiten verrichtete. Aus ihnen rekrutierten sich
offensichtlich auch die Zwangsarbeiter und entflohenen Kriegsgefangenen, die Ende 1944 begannen, im Großraum Wuppertal bewaffnete Gruppen zu
bilden, die zum Teil illegal auf Trümmergrundstücken lebten, Lebensmittel requirierten und eine Reihe von Einbrüchen und Überfällen organisierten.

In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1945 kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall bei einem Überfall auf Güterwagons im Bahnhof Wichlinghausen.
Ein Reichsbahnangestellter und ein sowjetischer Zwangsarbeiter starben bei einem Schusswechsel. Wenige Tage später umstellten Polizei
und Beamte der „Reichsbahnfahndung“ ein Haus, das in Heckinghausen von Zwangsarbeiter:innen bewohnt war. Die Zwangsarbeiter:innen waren bewaffnet und im
„Feuergefecht mit russischen Banditen“ starben zwei Zwansgarbeiter und ein Polizist.
Insgesamt wurden fünf Polizisten bei dem Schusswechsel verwundet und ein weiterer Zwangsarbeiter wurde schwer verletzt.

Nach nach den Ereignissen von Heckinghausen wurden insgesamt 80 sowjetische Zwangsarbeiter:innen von der Gestapo festgenommen und ins Polizeipräsidium
verbracht. Die inhaftierten Zwangsarbeiter:innen wurden schwer gefoltert und zu Aussagen erpresst, denen weitere Verhaftungen folgten. Alle Inhaftierten waren
nach Aussage der Gestapobeamten aus ihren Firmen geflohene „Ostarbeiter“. Sie hätten sich von der Arbeit ferngehalten, um vom Stehlen zu leben.
Bei den verübten Verbrechen handele es sich um etwa 400 schwere Einbrüche in Wuppertal, hauptsächlich auf Lebensmittelgeschäfte und Luftschutzkellern.

30 Personen aus dieser Gruppe, unter ihnen 10 Frauen, wurden von Wuppertaler Kripo- und Gestapo-Beamten in der Nähe des Polizei-
Schießstands im Burgholz Mitte März  1945 ermordet. Eine unbekannte Anzahl wurde in Konzentrationslager wie Buchenwald deportiert.


Weitere Nazi-Morde im Burgholz  

Die Ermordung der 30 Zwangsarbeiter:innen Mitte März 1945 war nicht das einzige NS-Verbrechen im Burgholz. Das Waldgebiet diente gesichert ab 1943 als Hinrichtungsort der Wuppertaler Gestapo. Am 5. Juli 1944 wurden zwei Zwangsarbeiter, Wassili Podlesni und Michael Jurinzoz, im “Waldgebiet Burgholz” ermordet. Die Gestapo vermerkte, die Zwangsarbeiter seien durch „plötzlichen Herzstillstand“ ums Leben gekommen ist. Die Wuppertaler Gestapo ließ die Leichen aus dem Burgholz noch per Auto nach Hagen ins Krematorium bringen.

Das Morden ging auch 1945 weiter: Auch am 13. April 1945, die Alliierten standen kurz vor Wuppertal, ermordeten zwei Gestapo-Schergen, die Herren Lorenz Waldorf und Bernhard Poleschke den Bonner Polizei-Oberstleutnant Peter Schäfer im Burgholz. Schäfer, überzeugter Nationalsozialist und NS-Täter z,B. in der Bonner Pogromnacht 1938, war wegen angeblich defaitistischer Äußerungen vom SS- und Polizeigericht verurteilt und in letzter Minute ermordet worden.

Der Gestapobeamte Lorenz Waldorf sagte zum Mord folgendes aus: „Wir brachten ihn in einem Wagen nach Burgholz etwa 150 m im Tale auf dem Wege von der Wegkreuzung nach Solingen. Den Platz kann ich zeigen. Da stiegen wir aus. Poleschke, ich und der Oberstleutnant [Peter Schäfer] gingen runter. Ich bin als erster angekommen und habe mich dann herumgedreht und auf die anderen gewartet. Beim Ankommen des Oberstleutnant habe ich die Pistole genommen und auf ihn geschossen. Er ist sofort umgefallen und dann habe ich noch einen zweiten Schuss abgeben und zwar einen Genickschuss. Dann kam der Fahrer auch hinzu mit einem Spaten und weil es ziemlich spät war, haben wir ein niedriges Loch gegraben, wo wir den Körper hineinlegten. Vor dem haben wir ihm den Rock und den Mantel ausgezogen. Nach dem haben wir ein kleines Paket und sein Reisenecessaire in die Wupper geworfen.“

Teilnahmebeitrag
kostenfrei €
Sonstiges

In Kooperation mit dem Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.
http://www.wuppertaler-widerstand.de

Treffpunkt
Bushaltestelle Obere Rutenbeck/Küllenhahnerstr.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.