Skip to main content
Was möchten Sie suchen

Rafik

Meine Geschichte

Rafik ist 33. Er lebt seit einem Jahr in Deutschland und hat ohne Sprachkurs Deutsch gelernt. Als Klavierspieler und ehemaliger Klavierlehrer findet er Anschluss durch die Musik. Er spielt ehrenamtlich in Gemeinden, auf Benefizkonzerten oder privaten Festen, er begleitet Martinszüge mit seiner Posaune und singt in einem Chor.

Durch seine Aktivitäten kennt er mittlerweile sehr viele Menschen in Wuppertal. Er hat gute Bekannte und schon einige Freunde und trotzdem fühlt er sich noch lange nicht richtig angenommen und angekommen. Vielmehr macht es ihn traurig, das schwarze Schaf in der Schwebebahn zu sein oder der „Sündenbock“ in der Bevölkerung. Er fühlt sich in Deutschland wie ein Neandertaler. Er fühlt sich, als hätte er einen Stempel auf der Stirn mit der Aufschrift: Ich bin ein Flüchtling. Ich bin primitiv, unzivilisiert und außerdem noch aggressiv.

In alltäglichen Situationen sieht er sich immer wieder mit Fremdenhass konfrontiert. So bleibt eine alte Dame zum Beispiel im Bus lieber stehen, als sich auf den freien Platz neben ihm zu setzen. Manchmal fragt er in der Stadt oder an Bushaltestellen Leute irgendwas und diese reagieren mit einem Blick auf den Boden. Diese kleinen Begebenheiten machen ihn traurig und führen dazu, dass er seine momentane Situation als aussichtslos empfindet.

An seine Ankunft in Deutschland erinnert er sich sehr positiv.. Damals war er überwältigt von der Vielzahl freiwilliger Helfer. Menschen, die ihre Freizeit dafür opferten, es ihnen – den gerade angekommenen Geflüchteten – leichter zu machen. Seine Erfahrungen waren aber auch, dass die Mehrheit dieser Helfer in der Tat „nur“ helfen wollten und nicht an Freundschaften interessiert waren.

Nach der ersten Flüchtlingswelle kam eine zweite und dritte. Menschen aus sehr unterschiedlichen Ländern reisten nach Deutschland ein. Einige in der Hoffnung, hier leben und arbeiten zu können, aber auch andere, weil sie negative Dinge im Schilde führen. Nach dem Vorfall in Köln spitzt sich die Situation noch weiter zu. Die deutsche Bevölkerung ist ängstlich und verhält sich Fremden gegenüber vorsichtig und verschlossen. Dann folgten drei Anschläge in einer Woche. In den Schlagzeilen heißt es nur noch: „Die Deutschen haben Angst!“. Rafik schaut ernst: „Die meisten Menschen hier haben Angst! Wie soll ich mich so in die Gesellschaft integrieren und Freunde finden?“

Fotograf: Evangelos Rodoulis
"Das bin ICH" bei
"Das bin ICH" bei Facebook